Argentinien galt lange als Synonym für Staatspleite, galoppierende Inflation und politische Dauerkrise. Doch seit Ende 2023 erlebt das Land einen radikalen Kurswechsel. Im Zentrum steht Präsident Javier Milei, der exzentrische Ökonom, der mit seiner libertären Agenda verspricht, „den Staat aus dem Weg zu räumen“.
Geboren 1970 in Buenos Aires, trat Milei zunächst als Fernsehkommentator und Ökonom in Erscheinung. Er orientiert sich stark an der Österreichischen Schule der Nationalökonomie und gewann mit seinem kompromisslosen Reformprogramm im November 2023 die Präsidentschaftswahlen mit über 55 % der Stimmen. Sein Schlachtruf: „¡Viva la libertad, carajo!“ („Es lebe die Freiheit, verdammt noch mal!“).
Der radikale Schnitt: „Kettensägen-Politik“
Kaum im Amt, setzte Milei zu einem der umfassendsten Staatsumbauten der jüngeren Geschichte an. Er halbierte die Zahl der Ministerien von 18 auf neun und entließ Zehntausende Staatsbedienstete – Schätzungen reichen von 25.000 bis 44.000 Personen. Ziel: eine Reduktion der Staatsausgaben um rund 30 % innerhalb weniger Monate.
Zugleich präsentierte er ein gigantisches Reformdekret, das über 300 Regularien außer Kraft setzte. Dazu gehörten Preisbindungen auf Mieten, Beschränkungen im Arbeitsrecht und Eingriffe in den Energiesektor. Auch die Privatisierung staatlicher Unternehmen wurde vorangetrieben, darunter die Fluggesellschaft Aerolíneas Argentinas und Teile der Energieversorgung.
Inflation im Sinkflug – Vertrauen im Aufwind
Noch im Dezember 2023 lag die monatliche Inflation bei bis zu 25 %. Ein Jahr später war sie auf 2,4 % pro Monat gefallen – das entspricht einer Jahresrate von etwa 33 %. Für ein Land, das jahrzehntelang unter dreistelligen Inflationsraten litt, ist das ein dramatischer Fortschritt. Analysten loben, dass erstmals seit Langem wieder Vertrauen in den argentinischen Peso und die Staatsfinanzen besteht.
Zugleich meldete die Regierung einen historischen Erfolg: Der Haushalt, über Jahrzehnte defizitär, wies Anfang 2025 erstmals einen Überschuss aus. Die internationale Presse, darunter die Financial Times, sprach von einer „wirtschaftlichen Zeitenwende“.
Wirtschaft im Aufschwung
Auch die Wachstumszahlen belegen den Kurswechsel. Im ersten Quartal 2025 legte das Bruttoinlandsprodukt um 5,8 % zu – stärker als in China im gleichen Zeitraum. Besonders investitionsfreudig zeigen sich internationale Unternehmen in den Bereichen Energie, Infrastruktur und Rohstoffe wie Lithium.
Der private Konsum erholte sich spürbar, und laut Schätzungen sank die Armutsquote von über 50 % auf etwa 38–39 %. Das bedeutet, dass Millionen Argentinier innerhalb eines Jahres der extremen Armut entkommen konnten.
Internationale Signalwirkung
Milei ist nicht nur in Argentinien ein Phänomen. Internationale Medien wie The Australian bezeichnen ihn als „den aufregendsten Politiker der Gegenwart“. Sein radikaler Freiheitskurs gilt vielen als Modell, wie marktwirtschaftliche Prinzipien auch in tief verkrusteten Strukturen zu neuem Wachstum führen können.
Herausforderungen bleiben
Trotz aller Erfolge ist der Umbau nicht ohne Härten. Die Arbeitslosigkeit stieg leicht an, da viele Menschen ihre Stellen im öffentlichen Dienst verloren. Auch die Reallöhne halten mit der Inflation noch nicht vollständig Schritt. Experten mahnen, dass eine einseitige Rohstofforientierung Risiken birgt, sollte die Weltwirtschaft schwächeln.
Vorbildcharakter
Javier Milei hat in kürzester Zeit erreicht, was viele für unmöglich hielten: die Inflation gebremst, den Haushalt stabilisiert und die Wirtschaft auf Wachstumskurs gebracht. Sein Kurs zeigt, dass weniger Staat und mehr individuelle Freiheit ein Land nicht ins Chaos, sondern in eine neue Ära wirtschaftlicher Dynamik führen können.
Ob sich dieser Erfolg langfristig verstetigt, bleibt abzuwarten – doch schon jetzt steht fest: Mileis libertäre Revolution hat Argentinien ein neues Gesicht gegeben und könnte zum Vorbild für andere Krisenstaaten werden.